
NARM - Neuro Affective Relational Model
Trauma ist nicht das, was dir passiert, sondern das, was in deinem Inneren stattfindet, als Resultat dessen, was dir passiert ist. - Gabor Maté
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WAS IST TRAUMA?
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Trauma bedeutet übersetzt Verletzung oder Wunde und ist eine normale Reaktion auf nicht normale, uns überfordernde Ereignisse. Diese Reaktion kann sich auf verschiedene Weise äußern und wird von Menschen unterschiedlich erlebt.
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Mögliche Traumafolgen können zum Beispiel ein negatives Selbstbild und Selbstabwertung, Schwierigkeiten mit der Regulation von Emotionen, Schwierigkeiten im Aufbau und Aufrechterhalten von Beziehungen, die Unfähigkeit zu Vertrauen, Ängste, Depressionen, innere Unruhe und Reizbarkeit, Flashbacks, starke Wut, Konzentrationsschwierigkeiten, Vermeidungsverhalten, Scham- und Schuldgefühle, Verzweiflung und Verlust von Sinnhaftigkeit, sowie körperliche Symptome mit psychischen Ursachen sein.
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Solche Symptome sind als Nachwirkungen der traumatischen Ereignisse vorhanden, obwohl die eigentliche bedrohliche Situation meist längst vorüber ist. Um uns zu schützen, hat unser Körper gelernt, wachsam zu bleiben. Unser Nervensystem bleibt hoch aktiviert, obwohl das traumatische Ereignis bereits in der Vergangenheit liegt. Körper und Geist, wir als ein geschlossenes System, entwickeln Strategien die uns vor weiteren Verletzungen schützen sollen. Diese Strategien führen oft selbst zu Leid, da sie uns dabei im Wege stehen uns einzulassen und ein erfülltes Leben zu leben. In der Therapie wird Schritt für Schritt gelernt, sich wieder sicherer und außer Gefahr fühlen zu können, sich zu entspannen und mit sich und anderen in Verbindung zu sein.
​Es wird unterschieden zwischen zwei Formen von Trauma: Schocktraumata und Beziehungs- und Entwicklungstraumata. Zweitere werden auch unter dem Begriff komplexes Trauma zusammengefasst. Schocktrauma wird durch eine akute und plötzlich auftretende Bedrohung ausgelöst, die zur Überforderung des menschlichen Systems führt. Es gilt im therapeutischen Prozess zu lernen, das Nervensystem zu regulieren und somit somatisch zu verstehen, dass die Gefahr vorüber ist. Im nächsten Abschnitt beschreibe ich aus dem NARM Verständnis heraus, wie komplexes Trauma im Unterschied zu Schocktrauma wirkt und behandelt wird.
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DIE NARM PERSPEKTIVE
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Das Neuro affektive Beziehungsmodell (NARM) ist ein somatischer Traumatherapieansatz zur Behandlung von Beziehungs- und Entwicklungstrauma. Dieses entsteht durch langfristige, sich wiederholende, belastende Erfahrungen und Stress. Häufig in den Beziehungen zu unseren engen Bezugspersonen, oft in der Kindheit. Darüber hinaus wird auch unsere Beziehung zur Welt allgemein mit einbezogen, in der Einflüsse wie etwa Kriege oder Pandemien Umstände kreieren, die traumatische Folgen haben können. Durch diese, sich wiederholenden traumatischen Ereignisse, entwickeln wir sogenannte Überlebenstile, die uns in und vor diesen Situationen schützen sollen. Dies sind bestimmte Muster im Hinblick darauf, wie wir uns verhalten oder über uns selber denken und fühlen. Genauer sind Überlebensstile Strategien, die es uns ermöglichen, bestimmte Teile unseres Selbst von uns fernzuhalten bzw. abzuspalten um in den für uns bedrohlichen Situationen überlebensfähig zu bleiben.
Unsere Überlebensstrategien sind tief in unser Nervensystem eingeschrieben, weshalb es notwendig ist, dieses mit einzubeziehen, um so nachhaltig die Symptome und Stressoren zu minimieren und Emotionen bewusster erleben und integrieren zu können. Diese Muster, die uns einst dienlich waren und uns schützen sollen, führen also später oft zu Unzufriedenheit und Leid.
Aus der NARM-Perspektive heraus wird Trauma als eine normale Reaktion auf nicht normale Erlebnisse begriffen und deshalb als eine eigene Überlebensleistung wertschätzend anerkannt.
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NARM ist ein tiefenorientiertes Verfahren, das unter Einbezug des Nervensystems, psychodynamische, sowie humanistische und systemische Ansätze kombiniert. Es ist nichtregressiv, prozess- und ressourcenorientiert.
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Das heißt:
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Menschen werden nicht als ‚falsch‘ betrachtet und versucht ‚richtig‘ zu machen.
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Der Prozess zielt darauf ab, nachhaltig die Selbstregulierungskräfte des Nervensystems zu verankern.
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Menschen tragen immer selbst alle notwendigen Kompetenzen und Qualitäten zur Lösungsfindung in sich. Wir wollen einen Zugang zu ihnen schaffen und sie entwickeln.
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Neben dem Menschen selbst wird auch seine Mitwelt einbezogen.
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Es muss nicht mit der Geschichte des Menschen gearbeitet werden, der Fokus liegt vor allem darauf, wie sich Strategien im Hier und Jetzt zeigen.​
In den NARM Sitzungen schauen wir, wie Sie sich auf sich Selbst beziehen und versuchen neue Perspektiven zu schaffen, die es Ihnen ermöglichen, sich mit Ihnen verbunden zu fühlen. Einfühlungsvermögen, Zuwendung, Orientierung und Sicherheit bilden die Basis in unserer gemeinsamen Arbeit mit NARM.